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Fibromyalgie
December 8, 2025
enmedify health Arzt
Inhalt

Fibromyalgie

„Man sieht nichts – aber alles tut weh.“

Fibromyalgie gehört zu den am häufigsten missverstandenen Schmerzdiagnosen. Die Beschwerden sind real, oft allgegenwärtig – und dennoch kaum objektivierbar. Laborwerte sind unauffällig, Bildgebung zeigt keine klaren Befunde. Für viele Betroffene beginnt hier das eigentliche Problem: das Gefühl, sich ständig rechtfertigen zu müssen.

Fibromyalgie äussert sich häufig als diffuser Ganzkörperschmerz, begleitet von ausgeprägter Erschöpfung, Schlafstörungen und einer erhöhten Reizempfindlichkeit. Die Erkrankung betrifft überwiegend Frauen und kann den Alltag tiefgreifend beeinflussen – beruflich, sozial und emotional.

Was viele Patientinnen erleben, ist nicht nur der Schmerz selbst, sondern auch das Stigma:

„Das ist doch psychisch.“ – „Man sieht ja nichts.“

Diese Aussagen verkennen, was die moderne Schmerzmedizin längst anerkennt.

Warum Standardtherapien nicht immer ausreichen

Die leitlinienbasierte Versorgung bei Fibromyalgie ist multimodal angelegt und umfasst unter anderem Bewegung, psychotherapeutische Verfahren sowie bestimmte Medikamente, etwa Antidepressiva oder Antikonvulsiva zur Modulation der Schmerzverarbeitung.

Für viele Betroffene ist dieser Ansatz hilfreich. Für andere bleibt die Entlastung jedoch begrenzt – oder geht mit Nebenwirkungen einher, die den Alltag zusätzlich erschweren. Gerade bei Fibromyalgie reagieren viele Patientinnen besonders sensibel auf Medikamente. Starre Dosierungen und standardisierte Schemata stossen hier häufig an ihre Grenzen.

Das bedeutet nicht, dass „nichts mehr möglich“ ist. Es bedeutet, dass ein rein schematischer Ansatz der individuellen Physiologie oft nicht gerecht wird.

Ein anderer Blick auf Fibromyalgie: Reizverarbeitung statt Einbildung

In der modernen Schmerzforschung wird Fibromyalgie zunehmend als Störung der zentralen Reizverarbeitung verstanden. Vereinfacht gesagt: Der „Lautstärkeregler“ des Nervensystems ist dauerhaft zu hoch eingestellt. Reize, die normalerweise gefiltert würden, werden als Schmerz wahrgenommen – ein Phänomen, das als zentrale Sensibilisierung beschrieben wird.

Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus neuerer medizinischer Diskussionen nicht allein auf „Schmerzunterdrückung“, sondern auf die Modulation überaktiver Regulationssysteme. Ziel ist es, das körpereigene Gleichgewicht (Homöostase) zu unterstützen – eingebettet in ein multimodales Gesamtkonzept.

Warum Individualisierung bei Fibromyalgie entscheidend ist

Fibromyalgie verläuft nicht linear. Intensität, Ausprägung und Belastbarkeit schwanken oft stark. Ein fixer Wirkstoffspiegel kann dieser Dynamik nicht immer gerecht werden.

Seit der Anpassung des Schweizer Betäubungsmittelgesetzes am 1. August 2022 liegt es vollständig in ärztlicher Verantwortung, in begründeten Fällen auch individuell dosierbare Rezepturen (Formula Magistralis) zu prüfen. Diese unterliegen klaren gesetzlichen Vorgaben und sind keine Standardtherapie, sondern Teil einer differenzierten medizinischen Einzelfallbetrachtung.

Mögliche Vorteile individualisierter Rezepturen aus ärztlicher Sicht:

Feinjustierung: langsame, schrittweise Dosierung („von unten herantasten“) – besonders relevant für sensible Patientinnen

Breitere Wirkansätze: Kombination verschiedener pharmakologischer Mechanismen statt Fokus auf einen einzelnen Zielrezeptor

Integration in bestehende Konzepte: ergänzend, nicht ersetzend

Wenn sich „Therapieresistenz“ wie Stillstand anfühlt

Viele Betroffene berichten irgendwann:

„Ich habe schon alles probiert.“

Häufig bezieht sich dieses „alles“ jedoch auf das klassische Leitlinienspektrum. Spezialisierte, regulierte Ansätze bleiben oft außen vor – aus Unwissenheit, Unsicherheit oder wegen früherer bürokratischer Hürden.

Eine strukturierte ärztliche Zweitmeinung kann hier helfen, den bisherigen Therapieverlauf sachlich einzuordnen und mögliche nächste Schritte zu prüfen – ohne Vorfestlegung auf ein bestimmtes Ergebnis.

Digitale ärztliche Abklärung als Ergänzung

Gerade bei chronischen Schmerzerkrankungen kann der Weg in eine Praxis eine zusätzliche Belastung darstellen. Digitale ärztliche Gespräche ermöglichen eine niedrigschwellige, diskrete Neubewertung der Situation im eigenen Umfeld.

Plattformen wie enmedify health stellen hierfür eine technische Infrastruktur bereit. Die medizinische Entscheidung – ob und welche Optionen geprüft werden – liegt dabei ausschließlich beim behandelnden Arzt und erfolgt individuell.

Fazit

Fibromyalgie ist komplex. Es gibt kein Heilversprechen und keine einfache Lösung. Aber es gibt legitime medizinische Wege jenseits starrer Standards, die darauf abzielen, Lebensqualität schrittweise zurückzugewinnen.

Wenn Du das Gefühl hast, medizinisch auf der Stelle zu treten, ist es Dein gutes Recht, Deine Situation erneut ärztlich einordnen zu lassen – ohne Stigmatisierung und ohne vorschnelle Etiketten.

Hinweis

Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und der Einordnung medizinischer und rechtlicher Zusammenhänge in der Schweiz. Er stellt keine Therapieempfehlung dar und ersetzt keine ärztliche Beratung. Medizinische Entscheidungen erfolgen individuell und gemäss den geltenden gesetzlichen Vorgaben (BetmG, HMG, Swissmedic).

enmedify health Arzt

enmedify health besteht aus einem Team von führenden Ärzten und Ärztinnen mit jahrelanger Erfahrung, u.a. auch in der Therapie mit pflanzlichen Präparaten wie z.B. medizinischem Cannabis. Unsere Ärzte und Ärztinnen sind spezialisiert auf eine Vielzahl von Indikationen und verfügen über umfassende Erfahrung in der ganzheitlichen Medizin.

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