Ist medizinisches Cannabis legal? Alles, was Sie wissen müssen.
Erfahren Sie alles über die Regelungen in der Schweiz und Deutschland, Voraussetzungen, Kontraindikationen und mehr.
Schweiz: Seit dem 1. August 2022 wurde das Verbot von Cannabis zu medizinischen Zwecken im Betäubungsmittelgesetz aufgehoben. Ärztinnen und Ärzte können seither Cannabisarzneimittel, die zwar nach wie vor als Betäubungsmittel (Btm) gelten, ohne Bewilligung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) verschreiben. Patient*innen, die von einer Cannabistherapie profitieren könnten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wobei die Verschreibung im Ermessen der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes liegt. [1]
Deutschland: In Deutschland wurde am 10. März 2017 das „Cannabis-als-Medizin-Gesetz“ eingeführt, das den Einsatz von medizinischem Cannabis für Patient*innen mit schwerwiegenden Erkrankungen legalisiert. Bis 2024 war Cannabis gemäß dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in Anlage III als verkehrsfähiges, aber verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel eingestuft. Im Jahr 2024 wurden die gesetzlichen Regelungen erweitert, sodass medizinisches Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, was den Zugang und die Nutzung weiter vereinfachte. Diese schrittweise Entwicklung zielt darauf ab, Patient*innen eine sichere und kontrollierte Therapie zu ermöglichen. [2] [3]
Unter welchen Voraussetzungen kann ich medizinisches Cannabis erhalten?
Patient*innen, die von einer Therapie mit medizinischem Cannabis profitieren könnten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wobei die Verschreibung im Ermessen der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes liegt.
Voraussetzungen:
Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung
Alternative Therapieformen stehen nicht zur Verfügung, sind nicht ausreichend wirksam oder mit zu starken Nebenwirkungen verbunden.
Bestehen der Aussicht auf einen positiven Krankheitsverlauf durch die Anwendung von Cannabis [4]
Gibt es Kontraindikationen für eine Therapie mit medizinischem Cannabis?
Ja, es gibt bestimmte Fälle, in denen eine Therapie nicht empfohlen wird. Zu den absoluten Kontraindikationen gehören Allergien gegen Cannabis-Inhaltsstoffe, akute Psychosen, schwere Herzerkrankungen und Schwangerschaft. Relative Kontraindikationen sind beispielsweise Suchterkrankungen in der Vorgeschichte oder die Anwendung bei Jugendlichen, außer bei spezifischen Indikationen wie Epilepsie. Auch in der Stillzeit wird von der Anwendung abgeraten. Die Entscheidung wird immer individuell von der Ärztin oder dem Arzt getroffen, basierend auf der Abwägung von Nutzen und Risiken. [5]
Kann ich von medizinischem Cannabis abhängig werden?
Wie beim Freizeitkonsum von medizinischem Cannabis besteht auch bei der Behandlung mit medizinischem Cannabis ein Risiko. Die Wahrscheinlichkeit, eine Abhängigkeit zu entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Krankheitsbild ab, wobei jüngeres Alter, männliches Geschlecht und die Behandlung von Depressionen zu einem erhöhten Risiko führen. Ein regelmäßiger Austausch mit Ihrem behandelnden Arzt oder behandelnden Ärztin ist daher von besonderer Bedeutung. [6]
Wer kann medizinisches Cannabis verschreiben?
In Deutschland und in der Schweiz dürfen alle Ärzt*innen medizinisches Cannabis verschreiben, wobei in Deutschland Zahn- und Tierärzt*innen hiervon gesetzlich ausgeschlossen sind. [1] [7]
Interessiert an einer Cannabis-Therapie?
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[1] Bundesamt für Gesundheit (BAG). (2023). Medizinische Anwendung von Cannabis. Abgerufen am 11.11.2024.
[2] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). (2024). Medizinisches Cannabis FAQ: Hinweise für Ärztinnen und Ärzte. Abgerufen am 11.11.2024.
[3] Bundesministerium für Gesundheit. (2022). Fragen und Antworten zum Gesetz "Cannabis als Medizin". Abgerufen am 11.11.2024.
[4] Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V) - Gesetzliche Krankenversicherung - (Artikel 1 des Gesetzes v. 20. Dezember 1988, BGBl. I S. 2477) § 31 Arznei- und Verbandmittel, Verordnungsermächtigung, SGB V, §31 Abs. 6 (2019) . Abgerufen am 11.11.2024.
[5] DR. Melanie Klingler. (2018). Cannabis. Gelbe Liste Retrieved. Abgerufen am 11.11.2024.
[6] Gilman et al. (2022). Effect of Medical Marijuana Card Ownership on Pain, Insomnia, and Affective Disorder Symptoms in Adults: A Randomized Clinical Trial. JAMA Network Open, 5(3), e222106-e222106.
[7] Gesetz zur Versorgung mit Cannabis zu medizinischen und medizinisch-wissenschaftlichen Zwecken (Medizinal-Cannabisgesetz - MedCanG) § 3 Abgabe und Verschreibung von Cannabis zu medizinischen Zwecken, (2024) . Abgerufen am 11.11.2024.