
Medizinisches Cannabis – Das Endocannabinoide System
Wie erklärt sich die Wirkungsweise von Cannabis in der therapeutischen Anwendung bei vielen Erkrankungen?
Hierzu muss zunächst ein wenig in die Entdeckung der Bestandteile von Cannabis geschaut werden, denn alles begann mit der Suche nach der aktiven Substanz:
In den 60iger Jahren gelang es dem israelischen Forscher Mechoulam, die psychoaktive Substanz THC zu identifizieren, trotz des strikten Verbotes Cannabis zu besitzen – auch zu Forschungszwecken.
Die Isolierung und Bestimmung von THC war der erste Schritt im Verständnis der Wirkung von Cannabis.
Forscher gingen zu dieser Zeit davon aus, dass THC völlig unspezifisch im Gehirn wirkt
Erst nahezu 30 Jahre später kam man dem Geheimnis weiter auf die Spur kam und fand die Andockstellen für THC im Gehirn:
Auch THC und andere aktive Substanzen der Cannabispflanze wirken wie Schlüssel für ein spezielles Schloss:
THC bindet an einen speziellen Rezeptor, die spezielle Andockstelle oder das spezielle Schloss, im Hirn: den sog. Cannabinoiden Rezeptor 1 (CB-1).
Mechoulam`s Annahme, dass der Körper diese Rezeptoren nicht für eine Substanz einer Pflanze entwickelt hat, sondern vielmehr für körpereigene Substanzen stellte sich als richtig heraus:
Kurze Zeit später wurde die erste körpereigene Substanz isoliert: eine körpereigenes, sog. endogenes Cannabinoid: Anandamid. Der Name bedeutet, angelehnt an die alte indische Sprache «ananda», Glückseligkeit.
Diese Entdeckung war der Beginn der weiteren Aufklärung der Wirkung von Cannabis im Körper:
Es wurden eine weitere Andockstelle, der cannabinoide Rezeptor 2 (CB-2) sowie CDB als weitere Hauptakteur der Cannabispflanze entdeckt und das Rätsel um die Aufgaben und Verteilung beider Rezeptoren des sog. Endocannabinoiden System entschlüsselt:
Funktionsweise des Systems
Der Körper produziert die eigenen cannabisähnliche Substanzen (Endocannabinoide), wenn er Ungleichgewichte wie Schmerzen, Stress oder Entzündungen feststellt. Diese natürlichen Verbindungen sowie THC und CBD binden nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an die CB-Rezeptoren. Diese Bindung löst spezifische zelluläre Reaktionen aus, die die Freisetzung von Neurotransmittern regulieren.
Verteilung und Funktion
CB1-Rezeptoren
Hauptsitz: Gehirnzellen, Darm und Nieren
Hauptfunktionen: Schmerzwahrnehmung, Angstregulation und Gedächtnisverarbeitung
CB2-Rezeptoren
Hauptsitz: Zellen des Immunsystems
Hauptfunktionen: Entzündungskontrolle und Immunregulation
THC und CBD: Unterschiedliche Mechanismen, unterschiedliche Wirkungen
THC
Bindet an CB1- und CB2-Rezeptoren
Erzeugt beruhigende und muskelentspannende Effekte
Kann Schmerzempfindlichkeit reduzieren und Appetit steigern
Psychoaktive Effekte bei höheren Dosen möglich (selten bei medizinischer Anwendung)
CBD
Wirkt über verschiedene Rezeptorsysteme
krampflösende, entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften
Kann THC-bedingte psychoaktive Effekte ausgleichen
Keine psychoaktive Wirkung kann ein Vorteil in der Therapie sein
Damit waren viele «Geheimnisse» um die Wirkungen von Cannabis aufgeklärt und die Forschung um den Einsatz in der Therapie verschiedenster Erkrankungen intensivierte sich.
Die Kombination beider Substanzen, bedingt durch die Andockstellen im Endocannabinoiden System und deren Wirkung, ermöglicht eine optimierte und auf Patientenbedürfnisse angepasste therapeutische Anwendung in der Medizin.
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